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Tensiometer kaufen – ja oder nein?

Die richtige Speichenspannung ist immens wichtig. Kaum ein Hobby-Laufradbauer hat seine “Karriere” in einer gut ausgestatteten Profi-Werkstatt begonnen. Viel wahrscheinlicher ist, dass das erste Laufrad sogar ohne Zentrierständer, beispielsweise im Fahrrad, zentriert wurde. Irgendwann leistet man sich dann einen Zentrierständer und eine Einmittungslehre, ja und immer nagt die Frage: soll ich mir einen Tensiometer kaufen? Und wenn ja, welchen?

Was ist ein Tensiometer und wozu braucht man ihn?

Kurz gesagt, ein Tensiometer ist ein Gerät um die Spannung von Speichen zu messen. Dies geschieht indem die elastische Speiche temporär verbogen wird. Ist die Speiche weniger stark gespannt, geht das Verbiegen einfacher, ist sie straffer gespannt, wird mehr Kraft benötigt. Diese Kraft die aufgewendet werden muss um die Speiche zu verbiegen misst der Tensiometer, angegeben wird sie in Newtonmeter (Nm).

Ziel des Tensiometer-Einsatzes

Ziel einen Tensiometer einzusetzen ist es, im Prozess des Laufradbaus den Parameter Speichenspannung quantitativ messbar und durch einen Anzeigewert gegenüber dem Gefühl/Gehör SICHTBAR bzw. NUMERISCH DARSTELLBAR zu machen. Sichtbar durch eine meist analoge Anzeige (Zeiger auf Skala/Messuhr) und durch einen Zahlenwert numerisch darstellbar und vergleichbar zu machen.

Kaufgrund 1: Einsteiger

Wenn dir die Erfahrung fehlt weil du noch nie ein Laufrad gebaut hast, dann kann dir ein Tensiometer wertvolle Erfahrungswerte vermitteln und dir so helfen schneller das Gefühl für die richtige Speichenspannung zu entwickeln. Er spart dir also Zeit und ist ein sinnvolles Hilfsmittel. Aber keine Angst, ein Tensiometer ist nicht nötig um ein gutes Laufrad zu bauen – mit ausreichend Zeit, Geduld, Konzentration und Hingabe wirst du es auch ohne einen Tensiometer schaffen.

Kaufgrund 2: filigrane Laufräder

Felgen gibt es in allen möglichen Formen, Größen und Qualitätsstufen. Grundsätzlich ist es so, dass robuste Felgen und Naben, beispielsweise für ein Downhill-Mountainbike oder ein Lastenrad, mehr verzeihen als filigrane Leichtbau-Felgen für Rennräder, das liegt in der Natur der Sache.

Wenn du dir beispielsweise einen solchen Laufradsatz bauen willst, musst du noch viel mehr acht geben, dass du die Speichen nicht zu stark spannst um die Felge nicht zu beschädigen, denn die Speiche hält meist wesentlich höhere Anzugdrehmomente aus als die Felge (> Herstellerangaben beachten). Hat man keinen Tensiometer zur Hand und es fehlt die Erfahrung, dann tendiert man meist aus Vorsicht dazu die Speichen zu wenig zu spannen. Das aber auch nicht gut, da es früher oder später zu Speichenbrüchen führt.

MERKE: Was wir wollen ist eine gleichmäßig hohe Spannung möglichst nah am maximal zulässigen Anzugdrehmoment.

In diesem Fall kann dir ein Tensiometer Gewissheit darüber verschaffen, dass du die zulässige Spannung nicht überschreitest und so im Zweifelsfall die Felgen nicht (be-) schädigst. Aber du kannst damit auch sicher stellen, dass die Speichenspannung auch nicht zu gering ist, und du irgendwann Probleme bekommst.

Mir ist so was bei meinen ersten Versuchen mit einem Satz einfach geöster Mavic 301 Hohlkammerfelgen passiert – spezielle Mavic Felgen waren bekannt dafür hier sehr empfindlich zu sein, was ich damals aber nicht wusste. Nun, wenn der Felgenboden ausreißt ist die Felge unrettbar verloren und reif für die Tonne! Das ist sehr ärgerlich, denn das Geld und die Arbeit ist verloren.

Kaufgrund 3: der Profi

Baut man regelmäßig Laufräder dann lohnt sich die Investition in einen Tensiometer auf jeden Fall, denn es spart Zeit. Oder anders gesagt, du bist schneller fertig und kannst mehr Laufräder pro Zeiteinheit bauen/warten. Sicher ist dieses Szenario heutzutage in Deutschland eher selten der Fall, aber auch wenn man Laufräder nicht wie am Fließband baut oder wartet, beschleunigt sich der Laufradbauprozess und man kann mit gutem Gewissen sagen, dass der Laufradbau unter standardisierten Verhältnissen stattfindet.

Aber auch der ambitionierte Hobbylaufradbauer und -instandhalter profitiert davon. Man stelle sich nur vor man besitzt mehrere Fahrräder und wartet diese selbst oder ist “Fuhrparkleiter” des Familienfuhrparks … zügigeres Arbeiten bedeutet mehr Zeit zum Radfahren oder Feierabendbiertrinken …

Tensiometer im Vergleich

Kommen wir nun zu den einzelnen Tensiometern. Im wesentlichen gibt es das zwei verschiedene Typen:

1. DT Swiss DT Tensio Analog

DT-Swiss-Tensiometer-DT-Tensio-Analog
DT SWISS Tensiometer

Der DT Tensio Analog Tensiometer des Schweizer Herstellers DT Swiss ist ein Präzisionsinstrument zur Messung der Speichenspannung an Laufrädern. Er eignet sich für alle Speichentypen, einschließlich Flach- bzw. Messerspeichen. Diese Eigenentwicklung von DT Swiss dürfte konkurrenzlos sein hinsichtlich Qualität und Präzision, er hat aber auch seinen Preis, und der ist stolz.

2. Park Tool TM-1

Park-Tool-TM-Speichentensiometer
Park Tool TM1

Der Park Tool TM-1 ist ein Klassiker und wahrscheinlich der meistverwendete Tensiometer auf dem Markt. Mit ihm lässt sich die Speichenspannung jeder einzelnen Speiche und darüber hinaus die relative Spannung aller Speichen eines Laufrades präzise und zuverlässig messen. Inklusive einer Übersichtstabelle zum leichten Übertragen der Messdaten und einer online verfügbaren App.

3. Unior 1752/2

Unior-1752-2-Tensiometer
Unior 1752/2

Eine Variante des Park Tool TM-1, wenn gleich auch KEINE 1:1 KOPIE ist der 1752/2 Tensiometer des slowenischen Werkzeugherstellers UNIOR.

Die Bedienung des analogen Tensiometer ist kinderleicht. Er ist kalibriert und betriebsbereit, leicht zu bedienen und gut abzulesen und verfügt zusätzlich über einen hilfreichen Speichendickenmesser. Die Speichen-Informationstabelle ist im Lieferumfang enthalten, zusammen mit weiteren Anweisungen zur akkuraten Nutzung.

Fazit

Hier habt ihrs – die drei wesentlichen Gründe um in einen Tensiometer zu investieren!

Zu den Tensiometern geht’s hier.